Dr. Ralf Pietsch als Chairman des CIGRE Study Committee SC D1 verabschiedet

Nach sechs Jahren und zwei Amtsperioden wurde Dr. Ralf Pietsch als Chairman des CIGRE Study Committee SC D1 offiziell verabschiedet. Er übergab den Vorsitz an Dr. Simon Sutton.

 

Welche Motivation haben Sie für das Amt mitgebracht?

Ich bin seit über 25 Jahren bei der CIGRE Mitglied und in verschiedenen Working Groups tätig. Als ich gefragt wurde, ob ich mir den Vorsitz für das Study Committe SC D1 vorstellen kann und auf die Vorschlagsliste gesetzt wurde, fühlte ich mich sehr geehrt. Die Arbeit bei der CIGRE war mir bekannt und fachlich steckte ich im Thema. Nachdem die Berufung durch CIGRE erfolgte und mein Arbeitgeber HIGHVOLT dem Ehrenamt zustimmte, startete ich hochmotiviert in die neue Aufgabe. Mit der Arbeit bei der CIGRE wollen wir einen Beitrag für die Energiewirtschaft und die sich ändernden Rahmenbedingungen leisten, gerade im Hinblick auch auf die anstehende Energiewende. Im Nachhinein muss ich sagen, dass der administrative Aufwand neben der fachlichen Arbeit einen wesentlichen Anteil aufwies, was ich so nicht erwartet habe.

Herr Dr. Pietsch, wenn Sie auf die vergangen sechs Jahre zurückblicken, auf welche Leistungen sind sie besonders stolz?

Thematisch wurden in diesen sechs Jahren beispielhaft folgende Themen in SC D1 bearbeitet, die für die jetzige und zukünftige elektrische Energieversorgung wichtig sind bzw. dessen Grundlagen erarbeitet wurden. Typische Schwerpunkte sind einmal „Testing, Monitoring und Diagnostic“. Darunter fallen beispielsweise die Teilentladungsmessung, die Fehlerortung in Kabelsystemen und GIS-Anlagen und die Gas-in-Öl Analyse. Manchen dürfte in diesem Zusammenhang die derzeitigen großen 525 kV DC-Kabel-Projekte wie Südlink und Südostlink ein Begriff sein. Ein anderer Schwerpunkt von SC D1 ist das Verhalten der festen, flüssigen und gasförmigen Isolierstoffe und Isolierstoffsystemen unter elektrischen, mechanischen und thermischen Beanspruchungen. Schließlich sind Simulationen, Simulationstools und physikalische Modelle, kombiniert mit Messungen, ein weiteres wichtiges Teilgebiet innerhalb SC D1. Das Schlagwort hier ist „Digtal Twins“. Das SC D1 deckt ein extrem breites Spektrum von Themen ab, um die Herausforderungen und Fragestellungen in der Energietechnik zu behandeln. Dies spiegelt sich dementsprechend in der hohen Zahl von über 450 Spezialisten in SC D1 wider, die aus circa 39 Ländern kommen und derzeit in 22 sogenannten Arbeitsgruppen (Working Groups) diese Themen technisch und physikalisch bearbeiten. Die „Produkte“ von SC D1 und den anderen Study Commitees sind die sogenannten technischen Broschüren, die den aktuellen Stand des Wissens den jeweiligen Fachleuten weltweit zur Verfügung stellen. Nicht zu vergessen ist die Organisation und Durchführung diverser Konferenzen (z.B. CIGRE Sessions in Paris), Kolloquien (Kanada, Indien, Japan) und Symposien (Slowenien).

Die Zeit von Anfang 2020 bis Mitte 2022 war geprägt durch Corona und für die CIGRE und deren Arbeit eine schwierige Zeit. So konnten die jährlichen Treffen in den vergangenen zweieinhalb Jahren nur virtuell stattfinden. Manche Mitglieder der Arbeitsgruppen habe ich persönlich nie getroffen, sondern nur virtuell kennengelernt. Stolz bin ich, dass wir gemeinsam mit meinem Sekretär Johannes Seiler und den Special Reportern Karsten Juhre, Simon Sutton, Lars Lundgaard und Uwe Riechert das Study Committee und die Arbeit der Working Groups am Laufen halten und dass einige Arbeitsgruppen sogar ihre Arbeit in dieser Zeit beenden konnten. Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen wurden auch neue Arbeitsgruppen gebildet.

Ebenso stolz bin ich auch auf die Umsetzung der zwei virtuellen CIGRE-Sessions. Die Session 2020 wurde als rein virtuelle Veranstaltung abgehalten, was für alle Beteiligten Neuland und einen hohen Arbeitsaufwand bedeutete. Die Session 2021 war eine Hybridveranstaltung. Alle Vorsitzenden und Sekretäre waren vor Ort, die Referenten und Teilnehmer wurden zugeschaltet. Technisch war dies eine große Herausforderung. Die Zeit mit Corona beschleunigte auch die Arbeit. So konnten Prozesse durch die Digitalisierung der Vorgänge vereinfacht werden. Es gibt hier auch noch offene Baustellen, wie die Umsetzung der neuen, frei zugänglichen CIGRE Webseite für SC D1.

Welchen Aufgaben und Herausforderungen werden Sie sich nun zuwenden?

Natürlich bleibe ich auch weiterhin der CIGRE aktiv erhalten. In den kommenden Wochen werde ich meinen Nachfolger Simon als Mentor zur Seite stehen. Außerdem arbeite ich noch in der Arbeitsgruppe A2.63 (Transformer Impulse Testing) und der Arbeitsgruppe D1.63 (Partial Discharge Detection under DC Voltage Stress) mit. Auch bei meinem Arbeitgeber HIGHVOLT ergeben sich neue Aufgaben, denen ich mich verstärkt widmen möchte.

Privat werde ich mir mehr Zeit für die Familie nehmen. Sie hat die vergangenen Jahre meine Tätigkeit bei der CIGRE unterstützt und mitgetragen und musste durch die viele Reisetätigkeit oft auf meine Anwesenheit verzichten. Für ihr Verständnis bin ich sehr dankbar. Nun möchte ich mehr Zeit mit ihr, besonders mit meiner kleinen Enkeltochter, verbringen.

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