Ausgrid ist der größte Netzbetreiber an der australischen Ostküste und versorgt im Bundesstaat Neusüdwales neben den Regionen Central Coast und Huntervalley auch die Millionenmetropole Sydney mit Elektrizität. Das Netzgebiet ist somit sowohl ländlich also auch durch dicht besiedelte urbane Zentren geprägt. Yilin Xu und sein 21-köpfiges Team sind bei Ausgrid für die Prüfung der Netzinfrastruktur zuständig. Dazu gehören die Kabel und Überlandleitungen ebenso, wie auch die Betriebsmittel in den Umspannwerken. In Zukunft wird die Prüfung immer wichtiger: Zum einen, weil viele Trafos schon 40 bis 60 Jahre alt sind und zum anderen, weil durch die Integration von Solarenergie und immer mehr elektrischen Fahrzeugen die Anforderungen an das Stromnetz steigen.

„Unsere Herausforderung wird es sein, die entsprechenden Services zu bieten, um die Verlässlichkeit des Netzes zu gewährleisten“, so Xu. Doch das Prüffahrzeug, das bei Ausgrid bislang im Einsatz war, hatte schon rund 50 Jahre auf dem Buckel und entsprach nicht mehr dem Stand der Technik. Um auch für die Zukunft gerüstet zu sein, benötigte der Netzbetreiber daher ein neues mobiles Prüfsystem. Eine wichtige Voraussetzung war, dass der neue Lkw eine Länge von 11,2 Metern nicht überschreiten darf und einen geringen Wendekreis hat. Xu erklärt: „Viele unserer Umspannwerke sind sehr eng gebaut und nur über schmale Zufahrtsstraßen erreichbar.“ Doch dafür gibt es keine Lösung von der Stange. Daher wandte sich der Prüfexperte an HIGHVOLT.

HIGHVOLT hat langjährig Erfahrung mit Wechselspannungsprüfsystemen. Bei dieser Methode wird der dielektrische Zustand der Betriebsmittel untersucht. Dazu wird eine erhöhte Prüffrequenz sowie eine erhöhte Prüfspannung gefahren, um zu testen, ob es zu Teilentladungen im zu untersuchenden Objekt, kommt. Wenn diese einen gewissen Grenzwert überschreiten, deutet das auf Schwachstellen im Isolationssystem hin. Auch mit mobilen Lösungen hat sich HIGHVOLT einen Namen gemacht. So haben die Hochspannungsexperten bereits ein Kabelprüfsystem auf einen Trailer gepackt, der von einem Sattelschlepper gezogen wird. Der wäre allerdings viel zu lang. Auch eine Container-Lösung, wie sie schon häufiger umgesetzt wurde, kam aus den gleichen Gründen nicht in Frage.

Für Andreas Thiede, Abteilungsleiter Innovations bei HIGHVOLT und für das Projekt verantwortlich, war diese Anfrage daher eine große Herausforderung und Premiere zugleich: „Die einzige Lösung war, das Prüfsystem auf einen kompakten Lkw zu installieren. So etwas hatten wir bisher noch nicht gemacht.“ Zur wichtigsten Ausstattung gehören Transformator, Mess- und Pressgaskondensatoren sowie eine Kabine mit dem Frequenzumrichter für die Überwachung der Prüfung.

Das Team von Andreas Thiede berücksichtigte darüber hinaus viele Besonderheiten. So sind die australischen Anforderungen an die Arbeitssicherheit recht strikt. Die klappbaren Treppen zur Begehung des Lkws sollten daher auf beiden Seiten ein Geländer haben. Ein weiterer Aspekt: in Australien ist die UV-Einstrahlung sehr hoch, und durch die Küstenlage von Ausgrids Netzgebiet ist die Luft zudem salzhaltig. Das spielte beispielsweise bei der Materialauswahl der Lkw-Plane eine wichtige Rolle. „Die komplette Technik auf so engem Raum unterzubringen und dabei die Masseverteilung optimal zu gestalten, ist alles andere als einfach. Aber wir haben es geschafft!“, berichtet Thiede.

Inzwischen wurde der erste mobile Prüf-Lkw von HIGHVOLT an Ausgrid ausgeliefert und Xu ist vom Ergebnis begeistert: „Mit unserem alten Prüfsystem konnten wir nur mit 50 Hertz prüfen, jetzt sind wir bei den Frequenzen viel flexibler, auch 100 oder 200 Hertz sind möglich. Unsere Messergebnisse werden damit viel genauer.“ Was ihm und seinem Team die Arbeit erleichtert, ist die moderne Ausstattung der klimatisierten Kabine. Die Prüftechniker können über einen Touchscreen bequem die Anlage bedienen und die Prüftests lassen sich vorab programmieren. Insgesamt ist das mobile Prüfsystem schnell einsatzbereit: die Mitarbeitenden von Ausgrid müssen nur die Plane zurückschieben, die Kabel für die Stromversorgung einstecken und das Prüfobjekt anschließen. Der Test selbst ist nach etwa einer Stunde abgeschlossen. Was Xu ebenfalls sehr schätzt, ist der technische Support: „Für Unterstützung können wir uns jederzeit an HIGHVOLT wenden, das geht auch remote!“