Die Klimakrise treibt die Elektrifizierung der Welt in großen Schritten voran. Das renommierte „World Energy Council“ zeigt in einer Studie: Bis 2060 soll sich die Stromnachfrage verdoppeln. Um den Energiehunger zu stillen, spielen erneuerbare Energien in dieser Entwicklung eine zentrale Rolle.

Die Europäische Union beispielsweise will dazu den Anteil klimafreundlicher Energie bis 2030 auf mindestens 32 Prozent erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen nicht nur die Produktionskapazitäten enorm erweitert werden. Um den Strom aus neuen Windparks in der Ostsee, norwegischen Wasserkraftwerken oder aus marokkanischer Sonne in die Ballungszentren zu transportieren, sind gewaltige Investitionen in neue Stromtrassen nötig. Es gilt Kontinente und Meere zu überbrücken und Netze zu verbinden.

Grundsätzlich sind Drosseln das Gegenstück zum Prüfobjekt, in diesem Fall also dem Kabel. Da die Prüfung nach dem Reihenresonanzprinzip läuft, gilt die Gleichung: Je länger das Kabel, desto größer die Drossel. Schließlich muss diese für mehr Länge erheblich mehr Leistung bereitstellen. Das Besondere an den neuen XXL-Drosseln: „Sie bieten viermal so viel Leistung, sind aber nur doppelt so groß wie bisher“, schwärmt Enrico Bilinski, der als Ingenieur bei HIGHVOLT das Team Transformatoren leitet.

Die Abmaße und das Gewicht entsprechen in etwa einer Hochspannungskabeltrommel (Drossel: 4,5 Meter Breite, 3,5 Meter Höhe, 4 Meter Länge, 50 Tonnen Gewicht). Es sind nur wenige Transporte der Drosseln auf den vorhandenen Zufahrtswegen zu der Kabelübergangs- und Endstation notwendig. Und durch den Anschluss an den Stationen werden keine zusätzlichen Endverschlüsse benötigt, dies spart sehr viel Zeit und Geld. Die Drosseln werden an beiden Seiten des Kabelabschnitts angeschlossen, dadurch müssen für den nächsten Abschnitt nur vier Drosseln transportiert werden. Mit vierfacher Leistung von 120 Megavoltampere spart man circa 75 Prozent der Aufstellungsfläche ein, gegenüber der mobilen Standardanlagen (1 Trailer WRVT  30 MVA).

Um die Prüfleistung noch weiter zu steigern, haben die HIGHVOLT-Ingenieure einen Kniff angewendet und den Frequenzbereich von zehn bis 300 Hertz dimensioniert. „Bei gleicher Prüfspannung können wir so längere Kabel prüfen“, erklärt Bilinski. Und das neue System hat Potenzial nach oben: Bis zu 20 Drosseln lassen sich miteinander kombinieren. „Theoretisch können wir damit bis zu 200 Kilometer lange Kabel prüfen.“